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Wie Du lernen kannst, Deine Misophonie wieder zu verlernen

Wie Du durch eine einfache Übung lernen kannst, die Qualität Deiner Misophonie so zu verändern, dass sie Dich nicht mehr stört.


Du leidest unter Alltagsgeräuschen? Du weißt bereits, dass Du Misophonie hast? Du kennst einen Misophoniker?


Dann ist dieser Blogartikel für Dich bestimmt interessant, weil ich Dir hier eine tolle und einfache Methode beschreibe, mit der Du üben kannst mit Deiner Misophonie zu spielen.


Wie wir hören und wie Du lernen kannst wieder anders zu hören. 

So zu hören hinzuhören und wieder wegzuhören wie Du vor Deiner Misophonie gehört hast.


Wusstest Du schon, dass Du mit Deinem Gehirn hörst und nicht mit den Ohren?


Jedes Geräusch, das Du wahrnimmst,  kommt ungefiltert über das Ohr und den Gehörgang in Dein Gehirn und wird dort nach verwertbaren Informationen gefiltert. 


Dabei ist das Gehirn in einem Hochleistungsmodus. Etwa 50 verschiedene Geräusche pro Sekunde kann unser Hirn verarbeiten. Bei optischen Eindrücken ist es nicht einmal die Hälfte.


Hören ist für Menschen seit jeher überlebenswichtig gewesen. 

Das Hören ist der erste ausgeprägte Sinn des Menschen. Bereits ab der 20sten Schwangerschaftswoche ist das Innenohr vollständig ausgebildet und stellt die erste Verbindung zur Aussenwelt, zur Welt ausserhalb der Mutter dar.


Das kann ein Grund sein, warum Menschen so intensiv auf Geräusche reagieren. Weil wir Menschen schon sehr früh auf die Geräusche um uns herum geprägt wurden.


Eine von vielen möglichen Erklärungen für Misophonie:


Bei Misophonie, also dem Hass auf bestimmte Geräusche, haben die Misophoniker, also die Menschen, die unter der selektiven Geräuschintoleranz leiden, einfach nur gelernt entsprechend auf die störenden Geräusche zu reagieren. 

Dabei haben Sie verlernt die Geräusche, die als belastend erlebt werden auszublenden. 

Oft beginnt es mit einem einzigen Auslösegeräusch und dann kommen nach und nach immer mehr dazu. 


Hören bedeutet, bewusst und unbewusst Geräusche zu filtern. Geräusche zu analysieren und sie zu deuten und zu bewerten. 


Dazu verwenden wir eine Art akustische Lupe. Wir stellen Geräusche scharf, von denen wir annehmen, dass sie für uns wichtig sind. Andere Geräusche, Geräusche die ausserhalb der Vergrößerung, außerhalb des Fokus liegen, werden nicht bewusst wahrgenommen. 


Soweit so gut, soweit so nützlich.


Vielleicht hast Du schonmal von dem sogenannten Ammenschlaf gehört? 

Die Eltern, besonders die Mütter sind darauf konditioniert, auf akustische Reize des Kindes sehr empfindlich zu reagieren. Viel empfindlicher, als auf andere Reize von außen. Das lässt mit der Zeit wieder nach, bis zu dem Punkt, an dem die Eltern wieder einen für sie normalen Schlafrhythmus haben. 


Wie in einem Scheinwerferkegel - dem Spot of Attention, richten wir unsere Aufmerksamkeit auf einzelne Geräusche.


Geräusche die wir wahrnehmen beeinflussen unmittelbar unsere Emotionen. Das machen sich seit langem schon Geräuschdesigner zunutze. Bei der Firma Bahlsen wird oft jahrelang an dem „richtigen Knack“ für Kekse geforscht.


Wie sich etwas anhört bestimmt den Eindruck den wir davon haben. Auch das ist ein Teil unserer Überlebensgeschichte. Essen musste sich frisch anhören. Eine knackige Frucht unterscheidet sich nicht nur optisch sondern auch akustisch von faulem Obst.


Klingt es für uns gut, erzeugt es positive Emotionen.


Andersherum erzeugen bei Misophonie bestimmte Geräusche Emotionen wie:

Angst, Ekel, Scham, Schuld und Wut. (Obwohl es natürlich nicht wirklich die Geräusche sind, sondern die mit den Geräuschen verbundenen Bewertungen).


Jedes Mal wenn Du etwas hörst, was Deine Aufmerksamkeit weckt, fokussierst Du darauf. 

Kennst Du die Situation, dass Du auf einer Party bist? Du unterhältst Dich mit einem netten Menschen während um Dich herum lauter Geräusche sind? Laute Musik, Gläser klirren, Menschen sprechen miteinander.

Und irgendwann erwähnt jemand Deinen Namen und Deine Aufmerksamkeit richtet sich sofort darauf?


Und was passiert dann? Bleibst Du mit deiner Aufmerksamkeit da? Oder richtest Du sie, sobald Du kurz überprüft hast ob das wichtig oder unwichtig ist, wieder zurück zu Deinem Gesprächspartner? 

In dieser Situation kannst Du das auch schon. Du hörst kurz, fast wie ein Reflex, hin um dann nach einer Einschätzung der Situation wieder wegzuhören. Auch da hast Du gelernt zu hören und dann aufzuhören hinzuhören. 

Ganz einfach, das kannst Du bereits ausgezeichnet.


Du merkst vielleicht schon, dass Du es in der Hand hast Deine Aufmerksamkeit bewusst zu lenken. 

Deine Energie folgt immer Deiner Aufmerksamkeit. Richtest Du diese nun auf die Geräusche, die Dich richtig nerven, geht da auch all Deine Energie hin. Hin zu Alarm, doof, genervt, aggressiv und so weiter ...

Du kannst lernen Deine Aufmerksamkeit direkt zu etwas anderem, etwas, das anders ist als das, etwas, das auch gleichzeitig immer da ist, zu lenken. 


Eine Möglichkeit wie das funktionieren kann beschreibe ich gleich. 


Der Ton macht die Musik ...


Ist Dir bewusst, dass in einem spannenden Kinofilm die Musik und die Geräusche für Deine Emotionen, die Du beim zusehen hast sorgen? 

Wenn Du dich bei einem Horrorfilm gruselst, liegt das an der Musik und den Geräuschen. Wenn Du bei einem Thriller total gespannt und aufgeregt bist, liegt das an der Musik und den Geräuschen.


Das, was Du hörst wirkt stärker als das, was Du siehst!


Wie Du durch üben lernen kannst, Deine Misophonie so zu verändern, dass sie immer mehr nachlässt:


Stell Dir doch spaßeshalber eine Szene aus einem gruseligen oder spannenden Film vor und lege in Deiner Fantasie eine andere Musik, einen anderen Score, andere Geräusche darunter oder darüber.

Stell Dir doch mal vor, Du bist der Tonmeister, die Tonmeisterin, die Geräuschdesignerin oder jemand anderes der Dir gerade einfällt. Vielleicht an einem Mischpult und Du kannst alle möglichen skurrilen und lustigen Geräusche oder Töne in den Film schneiden.


Und dann bemerke, wie sich Deine Wahrnehmung, Deine Emotionen in dem Maße ändern, in dem Du die Geräusche und die Töne veränderst.

Das kannst Du ganz einfach üben. Übe das doch einfach sobald Du das nächste Mal einen Film ansiehst. 

Verändere die Geräusche. Alle. Nach und nach …


Du kannst zum Beispiel den Hauptdarsteller, die Hauptdarstellerin anders sprechen lassen. 

Schneller und höher. Lass’ eine Stimme, wie von Micky Mouse oder Donald Duck laufen. Synchronisiere Deine Lieblingsschauspieler anders, sodass sie eine lustige Fantasiesprache sprechen.

Spiele in spannenden Momenten, mit Deiner Vorstellungskraft, eine lustige Musik ein. 

Egal welche. Das kann ein Schlager aus den 50ern sein oder ein Kinderlied oder einfach etwas, was Dir spontan eingefallen ist.

Da darfst Du deiner Fantasie vollkommen freien Lauf lassen, und Dir sicher sein, dass du genau die Untermalung auswählst, die für Dich richtig und stimmig ist.


Sobald Du das gut kannst, kannst Du auch die Richtung, aus der die Geräusche kommen, verändern. 

Und dann kannst Du, weil Du noch mehr ausprobieren möchtest, den Geräuschen auch Farben geben. 


Welche Farbe hat Schmatzen? Und Figuren. Wie sieht lautes Atmen aus? Und auch diese Farben und Formen kannst Du verändern. Du kannst sie heller oder dunkler machen. Schmaler und kleiner. 

Bunter und auch die Farben langsam rausnehmen ... 


Dann kannst Du den Farben Gerüche und Düfte geben. Wie riechen die Farben? An was erinnert Dich der Geschmack der Farbe des Geräusches? 

Oder wie schmeckt das Geräusch, das Du gerade gerochen hast? Wie fühlt es sich für Dich in der Erinnerung an? 

Was hat sich schon jetzt verändert? Und worauf hast Du, während Du es verändert hast, noch nicht geachtet? 


Das kannst Du lernen indem Du das übst. Es hat in Deiner Vergangenheit besondere Momente gegeben. 

Momente, in denen Du gelernt hast...

Und vielleicht ist Dir das Lernen in diesem Moment überhaupt nicht bewusst gewesen. es ist ganz einfach passiert, weil Du dich mit etwas beschäftigt hast.


Und genau so kannst Du dich mit deinem Fokus auf Geräusche beschäftigen und dabei lernen, wie Du auf deine ganz eigene Art und Weise Deine Aufmerksamkeit veränderst. 


Dein Unterbewusstsein hat schon angefangen zu lernen. Du kannst Dich Überaschen lassen welche Lieder, Geräusche und Stimmen Dir eingefallen sein werden. Was Dir schon geholfen hat und was Dir helfen wird in Zukunft anders auf Alltagsgeräusche zu reagieren. 


Schon alleine nur dadurch, dass Du das liest hat sich schon etwas verändert, hast Du schon etwas neues gelernt ....


So wie Du auch andere Dinge in Deinem Leben bereits gelernt hast und vielleicht auch schon wieder verlernt hast. 

Du kannst Ausprobieren und mit dem üben immer besser und besser werden. 


Alles, was wir mal gelernt haben und was wir nicht mehr benötigen, können wir auch wieder verlernen. Oder dahin abspeichern, wo es uns nicht stört, sondern uns hilft genau dann und nur dann, darauf zuzugreifen, wenn wir es benötigen.


Weil Du als Misophoniker unbewusst gelernt hast, bestimmte Geräusche in den Fokus der Aufmerksamkeit zu stellen, sie mit dem Scheinwerferkegel anzustrahlen, kannst Du es genauso gut wieder verlernen. Erst bewusst durch üben, bis es unbewusst so gut "sitzt" wie vielleicht Autofahren. 

Das ist am Anfang auch kompliziert. Gas, Bremse und auch noch die Kupplung. Am Anfang ruckelt es und dann läuft es unbewusst elegant und fast wie von selbst.


Vom lernen zu verlernen:


Ich habe viele Jahre bei einer Fluggesellschaft gearbeitet und habe sämtliche 3 Letter-Codes der Flughäfen dieser Welt gelernt. 

Die 3-Letter-Codes sind die international gültigen Buchstabenkürzel für die Flughäfen. 

Bestimmt hast Du die schon mal bemerkt wenn Du irgendwohin geflogen bist.


Das war wichtig, weil im Falle eines Computerausfalls, die Anhänger für die Koffer und die Bordkarten per Hand beschriftet werden mussten. 

Da ist es durchaus sinnvoll zu wissen, dass Hannover den Code HAJ und Hanoi in Vietnam den Code HAN hat. 

Es soll Fälle gegeben haben, wo sich die Koffer von Geschäftsreisenden nach Hannover plötzlich in Vietnam wiedergefunden haben … 


Dieses Wissen benötige ich nicht mehr und habe mittlerweile fast alle wieder verlernt.

Ich bin sicher, dass ich, sollte ich das Wissen jemals wieder brauchen, diese Codes schnell wieder lernen kann. 

Bis es allerdings soweit ist, sind die in meinem unbewussten Speicher verwahrt und aufgehoben und kommen nur noch sehr selten und sehr vereinzelt wieder zum Vorschein. Meistens dann, wenn ich sie für irgendwas benötige.


Und genauso kannst Du deine Aufmerksamkeit, den Spot of Attention, die akustische Lupe dorthin ausrichten, wo wieder neu gelernt werden kann und altes verlernt wird, weil das, was der Zweck Deiner Geräuschintoleranz war, einfach nicht mehr wichtig ist.


Das bedeutet, dass Du neues Verhalten lernen kannst, weil Du lernen kannst. Es geht nur darum, das was Du schon gut kannst noch etwas besser zu können. 

Nämlich Hören. Du kannst lernen bewusst hinzuhören und dann aufzuhören zuzuhören indem Du weghörst. Das kannst Du bestimmt auch schon. Erinnere Dich doch mal daran, wie es war als Du früher vom Spielen weggerufen wurdest? 

Hast Du das nicht auch gehört und dann gekonnt weggehört indem Du so getan hast, als hättest Du das überhört? 

Das war ja unerhört;-)




Das ist eine Möglichkeit Misophonie selbst zu behandeln. Die Misophonie durch verlernen immer weiter umzuformen anders zu hören und durch einen veränderten Fokus anders zu betrachten, sie anders wahrzunehmen, weil Du die Misophonie genauso verändern kannst, wie es für Dich richtig und stimmig ist.




 

 

Wenn Du mehr Wissen möchtest:


Die Misophonie und ich






Susanna Pursche Hypnose in Hamburg 

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